Gastgeberin: Eva Cancik-Kirschbaum, Altorientalistin, FU Berlin, Akademiemitglied
Eine Reise zu den Ursprüngen der Metamorphose: Über Magier und ihre Verwandlung in Tiere in der jüngeren Altsteinzeit, über Ovids weltbekanntes Werk, über die Benin-Bronzen und den Sklavenhandel bis ins heutige Ruhrgebiet wird in Konferenzraum 102 im WissenschaftsForum ein weiter historischer Bogen geschlagen. Tauchen Sie mit uns ein in Geschichten vom Wandel aus Vergangenheit und Gegenwart.
19:00 - 19:45 Uhr
Ovids „Metamorphosen“ zählen zu den bekanntesten Werken der Weltliteratur und zugleich zu den rätselhaftesten. Es ist keine durchgängige Heldenerzählung, die das Publikum seit zweitausend Jahren in ihren Bann zieht, sondern Geschichte auf Geschichte in sich immer neu entwickelnden Verflechtungen, mit wechselnden Perspektiven und komplexen, mehrsträngigen Strukturen. Auch der Autor gibt uns bis heute Rätsel auf – wer war Ovid, warum wurde er verbannt? – Oder ist all das Fiktion? Schließlich ist auch das Lesepublikum Metamorphosen unterworfen, indem sich die gesellschaftliche Perspektive auf das Erzählte bis heute ständig verändert. Ein Vortrag von Altphilologin Katharina Wesselmann (Universität Potsdam).
20:00 - 20:45 Uhr
Die Magier des Jungpaläolithikums (40.000 bis 10.000 vor heute) bilden die älteste tradierte Priesterkaste der Menschheit. Ihr Hauptmerkmal ist die Verwandlung in Tiere. So haben wir Magier in der Gestalt von Hirschen, Rehen, Bisons, Bären, Löwen, Pferden, Vögeln und Mammuts. Welche Kultveranstaltungen die Mensch-Tier-Mischwesen aufführten und auf welche Mythen sich diese bezogen, lässt sich dem ikonographischen Kontext ihrer Darstellungen entnehmen. Anhand von zahlreichen Illustrationen gibt der Philosoph, Religions- und Kulturwissenschaftler Constantin Rauer in seinem Vortrag mit Bildern einen Einblick in die erste und älteste Religion Eurasiens. Schließlich wird gezeigt, was die Theriokephalen für die weitere Kultur und die Conditio humana bedeuten.
21:00 - 21:45 Uhr
Die Verbindung Deutschlands zu den Benin Bronzen geht weit über die Restitutionsimpulse in jüngster Zeit zurück. Seit dem Spätmittelalter versorgten deutsche Händler die im Seehandel mit Afrika agierenden Nationen mit Metallen, wobei sich die Verbindung deutscher Rohstoffe zu den Benin Bronzen noch heute mit geochemischen Methoden nachweisen lässt. Ab dem 16. Jahrhundert dominierten dabei jene Firmen den Handel, die auch die Entwicklung der deutschen Schwerindustrie maßgeblich bestimmten. Über die Ergebnisse eines von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Forschungsprojektes sprechen Tobias B. Skowronek (THGA Bochum) und Hermann Parzinger (Prähistoriker, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Akademiemitglied) mit Moderator Frank Suder (Fritz Thyssen Stiftung).
22:00 - 18:45 Uhr
Der Vortrag des Historikers Stefan Berger (Ruhr-Universität Bochum) beschäftigt sich mit dem Strukturwandel im Ruhrgebiet seit dem 19. Jahrhundert. Wie entwickelte sich die Region innerhalb von wenigen Jahrzehnten zum wichtigsten schwerindustriellen Zentrum des Deutschen Reiches vor 1914? Wie wurde es zum Ort sozialer Revolution und nationaler Solidarität in der Weimarer Republik, wie zur Waffenschmiede der Nation im Nationalsozialismus? Wie ist es zu vereinbaren, dass auch international die Neuerfindung des Ruhrgebiets als Erfolgsgeschichte des Strukturwandels seit den 1960er Jahren mit Modellcharakter für andere postindustrielle Regionen der Welt gefeiert wird, während gleichzeitig in vielen Reportagen das Ruhrgebiet als das Armenhaus der Republik charakterisiert wird?