Gastgeber: Ernst Osterkamp, Germanist, HU zu Berlin, Akademiemitglied
Der Literarische Salon präsentiert den Wandel von Texten durch Übersetzung, die Verwandlungen eines Reiselandes durch seine Beschreibungen und eine der schillerndsten und faszinierendsten Gestalten der europäischen Aufklärung – kommen Sie und lauschen den vielfältigen Stimmen der Literatur!
19:00 - 19:45 Uhr
Ein angelsächsischer Philologe soll einmal gesagt haben „Wir beneiden die Deutschen – sie haben Shakespeare dreiundzwanzig Mal, wir haben nur einen.“ Mit der Übersetzung gerät ein Originaltext in den Prozess einer Metamorphose, die unter Umständen zu einem ‚Sinn-Wandel‘ führen kann. Julia Fischer (Biologin, Vizepräsidentin der Akademie) und Hanns Zischler (Schauspieler) haben Gustave Flaubert gewählt, weil er geradezu besessen davon war, das richtige Wort zu finden; die Metamorphose seines Elans gilt es in seinen Übersetzungen nachzuspüren. Aus jeweils fünf deutschen Versionen von „Madame Bovary“, „Éducation sentimentale“ und „Bouvard et Pécuchet“ werden die Anfänge Satz für Satz vorgelesen, das Original wird an die Wand projiziert und durch die jeweils gelesene Version ergänzt. Julia Fischer und Hanns Zischler rezitieren und wechseln sich mit knappen Erläuterungen beim Vortrag ab.
20:00 - 20:45 Uhr
„Wenn jemand eine Reise tut / So kann er was erzählen, / Drum nehm ich meinen Stock und Hut / Und tät das Reisen wählen.“ Keinen Teil Europas haben Reisende um 1800 so anhaltend zum Ziel gewählt wie Italien, von keinem Reiseziel gibt es so viele Reiseerzählungen wie von diesem. Was Reisende wie Goethe erzählen, gleicht sich freilich nicht selten und hat mit Land und Reise oft wenig zu tun – Reisebücher gehorchen eigenen Gesetzen und folgen nicht Routen und Erlebnissen. Sollte die letzte Strophe von Matthias Claudius’ Gedicht „Wenn jemand eine Reise tut“ statt mit „Und fand es überall wie hier“ nicht besser mit „Und las es überall wie hier“ beginnen? Wie also ist Italienliteratur entstanden?
Ein Vortrag von Markus Bernauer (Jean Paul Edition, BBAW).
21:00 - 21:45 Uhr
Anton Wilhelm Amo, der erste schwarze Philosoph des deutschsprachigen Raumes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist sicherlich eine der schillerndsten und faszinierendsten Gestalten innerhalb der Geschichte der europäischen Aufklärung. Sein mysteriöser Pudel Zep begleitet ihn von seiner Kindheit und ersten Namensfindung in Afrika über die Verschleppung in die Karibik und nach Europa durch alle Lebensabschnitte eines Versklavten. Er erlebt den akademischen Aufstieg trotz der vielen Fallen des Rassismus sowie die strahlende Zeit seines Amo in Sanssouci, erleidet mit ihm die Lüste wie die Qualen der Liebe, aber folgt ihm auch auf seinen Wegen in ein ihm unbekanntes Afrika, auf der Suche nach einer Weisheit, welche der Philosoph im Europa der Aufklärung nicht finden kann. Ein literarisches Kaleidoskop zwischen historischem Roman und Thriller, zwischen Gelehrtensatire und conte philosophique. Ottmar Ette (Romanist, Universität Potsdam, Akademiemitglied) stellt im Gespräch mit Tobias Kraft (BBAW) seinen Roman „Mein Name sei Amo“ vor. Mit Lesung von Textauszügen durch Friederike Butzengeiger (Schauspielerin und Sprecherin).