Gastgeber: Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL)
Der Wortschatz natürlicher Sprachen entwickelt sich hochdynamisch, auch im Zusammenhang mit kultur-, ideen-, technik- oder diskursgeschichtlichen Neuerungen. Für die Gegenstände, die wir heute „Staubsauger“ nennen, gab es einst einen ganzen Pool konkurrierender Bezeichnungen. Mit „Volksgesundheit“ waren in der NS-Zeit andere Ideen verbunden als im Zeitalter der statistischen Auswertung von Gesundheitsparametern. Auch ganze Wortschatzsektoren entstehen neu (Aids, Computer, Corona-Diskurs) oder verschwinden bzw. büßen an Bedeutung ein. Neuerungen (z. B. durch Wortbildung, Entlehnung, Metaphorik) entstehen zunächst im individuellen Handeln von Sprecher:innen und können sich in der Sprachgemeinschaft daraufhin verfestigen oder auch nicht. Teile des Wortschatzes sind wiederum über lange Zeiträume konstant geblieben. – In vier Beiträgen werfen wir Schlaglichter in die faszinierende Welt des Wortschatzes, seiner Entwicklungsdynamik und unserer Arbeit im ZDL.
19:00 - 19:45 Uhr
Der Bedeutungswandel von Wörtern lässt sich auf ganz unterschiedliche Weise beschreiben. Das Projekt „Wortgeschichte digital“ (https://wortgeschichten.zdl.org) geht dazu neue Wege: In durchgehenden Texten und innovativer digitaler Präsentation erzählt es die Geschichte zentraler Wörter des Deutschen aus den Bereichen „Politik und Gesellschaft“ von 1600 bis in die unmittelbare Gegenwart. Der Vortrag zeigt dies an Beispielen wie „Gentrifizierung“, „High Society“, „nachhaltig“ und „Spießbürger“. Als Ausklang folgt ein sprachgeschichtliches Wort-Quiz – mit Joker!
Ein Vortrag von Andreas Gardt und Volker Harm (Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen).
20:00 - 20:45 Uhr
Warum kommt man auf den Hund? Wer waren die Pappenheimer? Was ist eine Mördergrube? Die Redewendungen unserer Sprache faszinieren: Einerseits tradieren sie historische, untergegangene Begriffe und Zusammenhänge, andererseits hat sich deren Bedeutung teils bis zur Unkenntlichkeit gewandelt. Doch auch im modernen Sprachgebrauch steht die Entwicklung nicht still, werden Wendungen für Werbezwecke umgedeutet oder (un)absichtlich verballhornt. Das Teilprojekt „Mehrwortausdrücke“ des ZDL unternimmt mit Ihnen eine Zeitreise durch die Welt der Phraseologismen und lädt Sie zu einem Quiz ein.
Ein Vortrag von Maria Ermakova, Lisa Palmes, Bernhard Roll und Katrin Siebel (BBAW).
21:00 - 21:45 Uhr
Fußball ist seit vielen Jahren nicht nur allgegenwärtig in den großen Medien, sondern auch verbreitet in Alltagsgesprächen. Mit der Entwicklung des Fußballsports, seiner Technik und Taktik hat sich auch der Fußballwortschatz gewandelt. Mit Hilfe großer Textkorpora lässt sich dieser Wandel empirisch untersuchen und visualisieren. Wann wurde z. B. der Begriff „Vorstopper“ durch die „Viererkette“ abgelöst, wird eher „Direktpassspiel“ oder „One-Touch-Fußball“ verwendet und wann hat sich die Wendung „Zeit von der Uhr nehmen“ als Variante von „auf Zeit spielen“ etabliert?
Ein Vortrag von Alexander Geyken (BBAW).
22:00 - 22:45 Uhr
Der Jazz hat seit seiner Entstehung im frühen 20. Jahrhundert zahlreiche musikalische, kulturell-soziale und auch wirtschaftliche Entwicklungen erfahren. Mit den 1950er Jahren beginnt eine Art Explosion der „Textwelt“ des Jazz, z. B. in eigenen Zeitschriften, Lehrbüchern und Gesamtdarstellungen oder Verzeichnissen mit Plattenporträts. Damit ist eine zunehmende Ausweitung und auch Ausdifferenzierung des Jazz-Vokabulars verbunden. Im Vortrag soll es darum gehen, ausgewählte musikalische und kulturelle Entwicklungen des Jazz im Spiegel seines Vokabulars nachzuzeichnen.
Ein Vortrag von Thomas Gloning (Akademiemitglied, Justus-Liebig-Universität Gießen)