Salon Sophie Charlotte Überschrift

Konferenzraum 2

 1. OG

Grenzgänge der Gegenwart – Perspektiven aus Medizin, Chemie und Recht

Gastgeber:innen: Max Löhning (Akademiemitglied, Charité Berlin) und Dorothea Kübler (Akademiemitglied, Technische Universität
Berlin, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) Reproduktionsmedizin, grüne Chemie, neue Kriminalität, gesteuerte Migration – die Welt verändert sich rasant, und mit ihr die Fragen, die wir uns stellen, und die Konflikte, die wir aushandeln müssen. Vier Vorträge aus Medizin, Natur- und Rechtswissenschaften werfen einen frischen Blick auf aktuelle Entwicklungen, beleuchten Konflikte und Lösungen – und fragen: Was ist möglich? Was ist verantwortbar? Und wie gehen wir klug mit umstrittenen Themen um?


19:00 - 19:45 Uhr
Konflikte lösen in der Reproduktionsmedizin

Menschliche Reproduktion und ihre medizinische Erforschung begleiten viele historische und aktuelle Konflikte. So führte die
Vergabe von Medikamenten wie das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan in den 1950er und 1960er Jahren zur massiven Schädigung tausender Föten. Auch globale Reproduktionsökonomien, etwa transnationale Leihmutterschaft oder die Erforschung von Erkrankungen wie Endometriose, gehen oft
mit Konflikten einher. Welche Lösungsstrategien gibt es in den unterschiedlichen Bereichen der Reproduktionsmedizin? Darüber sprechen die Medizinhistorikerin Birgit Nemec (Charité Berlin) und die Sozial- und Kulturanthropologin Anika König (Freie Universität Berlin).


20:00 - 20:45 Uhr
Bahnbrechende Chemie gegen Rohstoffkrisen und Ökodesaster

Die Kulturleistung der Chemie sichert auf komplexe Weise unsere Lebensqualität: Egal ob für die Herstellung von Düngemitteln,
Treibstoffen, Medikamenten, Computerchips oder Trinkwasser, überall sind raffiniert ausgeklügelte Stoffumwandlungen (chemische Reaktionen) erforderlich. Und dazu braucht es Rohstoffe, die aber zunehmend knapp sind. Vor dem Hintergrund einer stark ungleichen Verteilung von Rohstoffen auf der Erde
(z. B. Öl, Gas, Lithium), vielen politischen Konflikten und zunehmenden ökologischen Verwerfungen erforscht die Grüne Chemie bahnbrechende neue Wege, um anwachsende Materialengpässe, Rohstofferpressungen und Umweltschäden abzuwenden. Wie das gelingt und worin die gigantischen Herausforderungen bestehen, beleuchtet Matthias Drieß (Akademiemitglied, Chemiker) an ausgewählten Beispielen.


21:00 - 21:45 Uhr
Grenzüberschreitende Kriminalität und ihre Bekämpfung im Zeitalter der Digitalisierung

Die Digitalisierung der Gesellschaft bringt neben Vorteilen auch immense Gefahren mit sich: Desinformationskampagnen und Angriffe auf kritische Infrastruktur untergraben den demokratischen Rechtsstaat, das Internet entpuppt sich mit virtuellen Handelsplattformen und sozialen Netzwerken als Brutstätte von Kriminalität, und Künstliche Intelligenz eröffnet auch Straftätern
ganz neue Möglichkeiten. Diese Entwicklungen fordern das Strafrecht massiv heraus. Der Vortrag wird die Diskussion über neue Strafnormen und die Geltung des einzelstaatlichen Rechts im Cyberspace aufgreifen. Ein besonderer Fokus wird zudem auf neuen Formen der Kooperation bei der Verfolgung digitaler
Kriminalität liegen. Ein Vortrag von Rechtswissenschaftler Frank Zimmermann (Universität Freiburg) und anschließendes Gespräch mit Frank Suder (Vorstand Fritz Thyssen Stiftung).


22:00 - 22:45 Uhr
Migration steuern. Eine Anleitung für das Hier und Jetzt

Der Titel eines Buches des Juristen und Migrationsexperten Daniel Thym (Universität Konstanz) lässt hoffen: Lässt sich Migration doch steuern und damit aktuelle Konflikte lösen? Ja, Daniel Thym zeigt, dass Asylmigration und Fachkräfteanwerbung sinnvoll gesteuert werden können – wenn wir ein Selbstbild als Einwanderungsrepublik entwickeln, das die vielfältige Gesellschaft zusammenhält. Im Vortrag zeigt er Möglichkeiten auf, wie wir dem komplexen Phänomen der Einwanderung gerecht werden können und wie die demokratische Mitte die Deutungshoheit über eine zentrale Zukunftsaufgabe zurückgewinnen kann.