Zeit ist allem Seienden unabhängig davon, ob wir sie reflektieren oder nicht, inhärent. Als Direktor des Königlichen Berliner Nationaltheaters war August Wilhelm Iffland gezwungen, die ihm zur Verfügung stehende Lebenszeit bewusst zu gestalten und zu nutzen. Sein dramaturgisches und administratives Archiv war ihm Arbeitsmittel. Es gibt Auskunft über die Strukturierung, Planung und Nutzung von Zeit. Die Zeit erscheint darin als durch den Kalender vorgegebene Ordnung und als ein Korsett, in welches er sein Leben planend hineinpressen musste. Andererseits erscheint die Zeit in den Dokumenten des Archivs auch als gelebte Zeit und erfahrende Kontingenz.

Ein Vortrag von Klaus Gerlach („August Wilhelm Ifflands dramaturgisches und administratives Archiv 1796–1814“, BBAW).

Die Berichtigung der Instrumente war eine zentrale Aufgabe auf der Amerikareise Alexander von Humboldts. Im Zentrum der Messungen und Berechnungen stand dabei sein Chronometer von Louis Berthoud mit der Modellnummer 27. In unwegsamem Gelände, während der Kanufahrten auf den Flüssen oder im Regenwald war es das einzige Mittel der Ortsbestimmung.

Im Herbst 1800 ermittelt Humboldt in der Küstenstadt Cumaná den Gang des Chronometers rückblickend für die gesamte Orinoco-Reise. Grundlage sind die während der Reise im Feldbuch „Journal astronomique“ notierten Messergebnisse. Es ist zutiefst beeindruckend, wie Alexander von Humboldt – immer wieder neu ansetzend, immer wieder einen anderen Zugang oder Blickwinkel durchspielend und durchrechnend –, einem Besessenen gleich, das Nachgehen des Chronometers während der Orinoco-Reise kalkuliert und für einzelne Reiseabschnitte festlegt.

Ein Vortrag von Carmen Götz (Akademienvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“, BBAW).

Das Leben des Monarchen folgte einem festen Rhythmus: Hoffeste im Winter, Kuraufenthalt im Sommer, Manöver im Herbst sowie zahlreiche Gedenk- und Festtage strukturierten den Jahresablauf. Wie die preußischen Könige und deutschen Kaiser ihre Zeit verbrachten, dokumentierten ihre engsten Begleiter täglich im sogenannten Adjutantenjournal. Diese Tagebücher geben Auskunft, wen der Monarch zur Audienz empfing, wohin er reiste und wie er seine Abende verbrachte. Wie sah also ein typischer Tag im Leben König Wilhelms I. aus? Der Vortrag widmet sich darüber hinaus dem Alltag der Königin Augusta und nimmt die gemeinsam und getrennt verbrachte Zeit des Königs- und Kaiserpaares in den Blick.

Ein Vortrag von Susanne Bauer (Akademienvorhaben „Anpassungsstrategien der späten mitteleuropäischen Monarchie am preußischen Beispiel 1786–1918“, BBAW).

In seinen Tageskalendern hielt Schleiermacher profane und alltägliche, aber auch außerordentliche Ereignisse fest, Predigten und Treffen bestimmter Gesellschaften, Verabredungen, Geburtstage und einzelne Stunden seiner Vorlesungen. Es überlagern sich einmalige und wiederkehrende Ereignisse und Zyklen, wie sie etwa das Kirchenjahr oder die Semester an der Berliner Universität vorgeben. Die dialogische Lesung präsentiert frühe und späte Tageskalender Schleiermachers.

Eine dialogische Lesung von Simon Gerber und Holden Kelm (Schleiermacher-Projekte an der BBAW).